Stolz ist teuer. Recht auch. Warum Nachgeben manchmal klüger ist.

Stolz ist teuer. Recht auch. Warum Nachgeben manchmal klüger ist.

Wer sich im Straßenverkehr bewegt, kennt diese Momente: Jemand schneidet uns den Weg ab. Jemand nimmt uns die Vorfahrt. Die Hand geht reflexartig zur Hupe, der Puls steigt, die Wut brodelt. Doch wer in solchen Momenten auf seinem Recht beharrt, verliert oft mehr, als er gewinnt.
Was auf der Straße gilt, gilt ebenso im Beruf und im gesellschaftlichen Zusammenleben:
Stolz ist teuer. Recht auch. Und manchmal kostet uns der klügere Schritt weniger, als auf unserem Recht zu bestehen.

Warum Recht haben teuer sein kann

Paragraph 1 der Straßenverkehrsordnung ist schlicht und klar: “Die Teilnahme am Straßenverkehr erfordert ständige Vorsicht und gegenseitige Rücksicht.” Es geht nicht um Sieg oder Niederlage, nicht um das kompromisslose Durchsetzen eigener Interessen. Es geht darum, Gefahren zu vermeiden und das Miteinander zu sichern.

Übertragen wir diese Haltung auf den Alltag, wird klar:
Wer nur auf sein „Recht“ pocht – sei es im Unternehmen, in Partnerschaften oder im öffentlichen Diskurs –, erzeugt oft Reibung, Widerstand und unnötige Konflikte. Recht zu haben wird teuer, wenn es Beziehungen kostet. Wenn es Vertrauen zerstört. Wenn es Entwicklung verhindert.

Noch entscheidender:
Was nützt es mir, wenn ich Recht habe, aber den anderen in seiner Ehre verletze? Selbst wenn ich formal im Recht bin, kann es für den anderen tief unfair wirken. Fühlt sich jemand in seiner Würde getroffen oder persönlich angegriffen, dann spielt es keine Rolle mehr, wer auf dem Papier Recht hat. In diesem Moment treten formale Gesetze in den Hintergrund – und der emotionale Schaden übernimmt die Führung.

Der Klügere gibt nach – und wird manchmal ausgenutzt

Es gibt den bekannten Spruch: „Der Klügere gibt nach.“ Und ja – er hat seine Berechtigung. Nachzugeben kann Größe zeigen. Es kann Konflikte entschärfen und Entwicklung ermöglichen.

Aber: Der Klügere wird manchmal auch der Dumme. Wenn der andere immer bekommt, was er möchte – obwohl es ihm objektiv nicht zusteht –, dann entsteht ein Ungleichgewicht. Und Nachgeben wird zur unbequemen Gewohnheit, die langfristig nicht mehr auf Freiwilligkeit basiert, sondern auf Ungerechtigkeit.

Deshalb ist eine viel klügere Frage:
Was können wir unabhängig von Recht und Fairness gemeinsam für eine Lösung finden, bei der wir beide – vor allem im Nachgang – ein gutes Gefühl haben?

Stolz als Kostenfaktor in der Führung

In der Führung von Mitarbeitern begegnet uns dieses Phänomen täglich: Ein Vorgesetzter beharrt auf seiner Entscheidung, obwohl er spürt, dass ein anderer Weg besser wäre. Ein Mitarbeiter pocht auf seine Zuständigkeit, obwohl Teamarbeit gefragt wäre.

Hier kostet Stolz nicht nur Zeit und Effizienz – er kostet oft Engagement, Motivation und Innovationskraft. Führung bedeutet nicht, immer Recht zu behalten. Führung bedeutet, die Weisheit zu besitzen, wann man loslassen, wann man nachgeben und wann man sich bewusst zurücknehmen sollte.

Eine kluge Führungskraft weiß:
Es geht nicht darum, Recht zu haben. Es geht darum, Würde zu bewahren – die eigene und die der anderen. Und: Es geht darum, echte, gemeinsame Lösungen zu schaffen – Lösungen, mit denen sich alle Seiten wirklich gesehen und respektiert fühlen.

Rücksichtnahme als gesellschaftlicher Kitt

Auch gesellschaftlich erleben wir derzeit eine starke Polarisierung: Diskussionen werden schnell zu Konfrontationen. Unterschiedliche Meinungen werden nicht mehr als Bereicherung empfunden, sondern als Angriff.

Hier zeigt sich deutlich:
Wer immer nur auf seinem Recht besteht, zerstört die Brücken, über die Verständnis und Entwicklung laufen könnten.

Rücksichtnahme bedeutet nicht Aufgabe eigener Werte. Rücksichtnahme bedeutet, dem anderen Raum zu lassen. Die Perspektive zu wechseln. Die eigene Position zu hinterfragen – nicht aus Schwäche, sondern aus Stärke.

Und:
Rücksichtnahme bedeutet auch, sensibel für die Ehre, das Selbstwertgefühl und die emotionale Welt des anderen zu bleiben.

Am Ende zählt nicht, wer Recht hatte – sondern ob beide Seiten sich auch danach noch in die Augen schauen können.

Fazit: Rechthaben ist selten die beste Lösung

Im Straßenverkehr, in der Führung und im gesellschaftlichen Miteinander:
Manchmal ist Nachgeben ein Zeichen von Größe, nicht von Schwäche. Es bewahrt Beziehungen, ermöglicht Fortschritt und sichert unser eigenes inneres Gleichgewicht.

Denn eines ist sicher:
Was bringt es mir, Recht zu haben, wenn ich dabei die Würde des anderen verletze?

Noch besser als Rechthaben oder Nachgeben ist jedoch:
Den Raum zu öffnen für eine Lösung, bei der beide Seiten ein gutes Gefühl haben.

Drei To-do’s für Ihren Alltag:

  • Fragen Sie sich im Konfliktmoment: „Was ist mir jetzt wichtiger – Recht zu haben oder die Würde des anderen zu bewahren?“

  • Stellen Sie aktiv die Frage: „Was können wir gemeinsam finden, womit wir beide zufrieden sind?“

  • Trainieren Sie bewusste Rücksichtnahme: Geben Sie kleinen Dingen im Alltag den Vortritt – an der Tür, im Gespräch, im Team.

Jetzt vertiefen:

Herzliche Grüße
Ihr Daniel Hoch
PS. Das Leben ist schön.

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